Eltviller Carneval Verein gestaltete eine Prunksitzung mit viel Tanz und Shows / Zweite Sitzung ist schon ausverkauft
Eltville. (chk) – Fast sieben Stunden lang sorgten die Akteure des Eltviller Carneval Vereins (ECV) mit Reden, Sketchen, Musik, Gesang und Tanz für Heiterkeit und gute Stimmung. Der Verein hat mit viel Sorgfalt die Turnhalle der Freiherr-vom-Stein-Schule für die Saison farbenprächtig und einladend hergerichtet. Am kommenden Samstag findet hier die zweite – bereits ausgebuchte – Prunksitzung statt.
Sitzungspräsident Matthias Bleul führte nach dem Einzug von Elferrat, Garde und Tanzmarlechen mit Humor, Ideenreichtum und munteren Sprüchen durch die Sitzung, stellte die Akteure auf der Bühne vor und begrüßte Ehrengäste im Saal. Einen besonderen Dank für die ‘tolle Unterstützung in den vergangenen Jahren’ sprach er Bernhard Hoffmann aus, der zum letzten Mal als Bürgermeister die ECV-Sitzung besuchte.
Gleich anschließend kam der große Auftritt von ‘Tanzmariechen’ Nadine Sutschet. Zur Pippi-Langstrumpf-Melodie legte sie einen Tanz mit akrobatischen Einlagen aufs Parkett, den sie mit Kathrin Wojtek einstudiert hat. Nadine Sutschet trat außerdem etwas später mit der Mini-Prinzengarde auf, die von Katja Bleul und Beilnda Höber geleitet wird. Die 14 Tänzer und Tänzerinnen, die als ‘Charlie Rivel’ auf die Bühne kamen, faszinierten mit Tanz, Akrobatik und Komik. Die jüngsten Miniprinzen sind gerade drei Jahre alt.
Reden und Sketche
Als Harlekin machte Heinz-Günther Haas einen Streifzug durch die bundespolitische Landschaft der letzten Monate. ‘Stoiber ging etwas am Stecken’ und nun habe ‘Angie ihn ausgemerkelt’. Mehr Glück habe Jung gehabt, den der ‘Hessen-Koch’ als ‘Wachhund’ nach Berlin geschickt habe. Beim nächsten Erdbeerfest in Erbach spiele die Bundeswehr den Zapfenstreich, sah Haas voraus. Später trat Haas als Rocker-Opa mit seinem Enkel Yannick auf. Trotz des Rocker-Outfits war der Opa nicht auf der Höhe der Zeit und der Enkel klärte ihn auf über Fast Food, Alcopops und moderne Technologie. Er selbst sei das Ergebnis eines Downloads, bei dem Mamas Firewall nicht aktiviert war, enthüllte der Enkel.
Die Eltviller Weinkönigin Anna-Maria Mucke ging als Fahranfängerin in die Butt. Keine Krone, sondern ein Stück Schrott hatte sie dabei – Teil eines Autos, das sie auf dem Weg zum ECV gestreift hatte. Gerade hatte sie den Führerschein im achten Anlauf nach 111 Fahrstunden bestanden. ‘Wenn die um die Eck’ kommt, tut euch lieber verstecke …’, riet Matthias Bleul. Horst Haas, Ernst Charisse, Andreas Michel und Alfred Giehl als ‘Rheinadel’ auf der Parkbank trafen sich wieder zum Schwätzchen auf der Parkbank. Bissige Scherze über ihre Frauen, aber auch über sich selbst, standen im Mittelpunkt.
Die ECV-Kindergruppe unter Leitung von Steffi Liebherr plauderte über Haus- und Kuscheltiere – und dabei auch aus dem Nähkästchen. Manche hatten kein Haustier, weil sie selbst mit den Geschwistern wie ‘Katz’ und Hund’ lebten. Viel Tierisches und Allzumenschliches verrieten die Kinder in ihren Redebeiträgen, die sie zusammen mit Leo Gros, dem ECV-Ehrenpräsident, verfaßt haben. Daß er aus privaten Gründen in dieser Saison nicht auftreten kann, wurde vom Elferrat bedauert. Viele seiner Fans vermißten sein hintergründiges Polit-Kabarett. Wahrscheinlich fehlte auch deshalb dem ersten Teil des Abends der Biß, auch wenn die übrigen Redner für ihre heiteren Beiträge viel Applaus bekamen.
Glücklicherweise nahmen sich nach der Pause die ‘Tratschweiber’ Irmgard Schermer als ‘Berta’ und Irmgard Bleul als ‘Auguste’ dem kommunalpolitischen Geschehen in und um Eltville in gewohnt feinsinniger Art an. Treffpunkt war eine Haltestelle des Zentralen Omnibusbahnhofs. Die beiden Frauen tratschten über aktuelle Themen, beispielsweise die massive Bebauung des Alten Sportplatzes, von der offenbar nicht einmal die Stadtverordneten gewußt hätten, wie alles am Ende aussehen werde – ‘un mittedrin en Wachturm wie in de ehemalisch DDR’, stellte Auguste fest. Eigentlich stand Auguste an der Haltestelle, um den Bus nach ‘Kiedderisch’ zu nehmen. Sie solle im Auftrag der ‘Forschungsgruppe Wahlen’ erkunden, wieso das hinterwäldlerische Kiedrich, das viel kleiner als Eltville und ohne Stadtteile sei, so einen ‘tollen Bojemoaster’ habe. Berta bewunderte auch den ‘Wibbes’, den echten Kiedricher Bub, der auf dem Eichberg 600 Angestellte unter sich hatte. ‘Ach, die Kiedderischer wollte schon immer was Besseres sein’, erwiderte. Auguste, ‘aber wir sind auch nit von Dummbach, Bojemoaster kann schließlich jeder wer’n.’ Die Tratschweiber widmeten sich dann ihrer Sicht der Kandidaten und tauschten Pressemeldungen zu dem Thema aus. Berta erinnerte daran, daß der Kandidat, der so vom unverbauten Eltviller Rheinufer schwärme, ausgerechnet aus dem Stadtteil komme, dessen Einwohner damals die Straße am Rheinufer gefordert hätten. ‘Na ja’, resümiert Auguste, ‘vielleicht schwärmt der Koch auch in 20 Jahren von der schönen unverbauten Kulturlandschaft am Steinberg, wenn wir Eltviller jetzt durchhalten.’ Und was die Kandidaten angeht, so wollten sie erst einmal abwarten. ‘Wenn es uns nit gefällt, könne mir immer noch die Wallufer und Kiedderischer eingemeinde’, tröstete Berta. ‘Un dann mache mir de Wibbes zum Oberbojemoaster’, versprach Auguste. Der Beifall für die gelungene Darbietung galt auch Helga Simon, die den Text geschrieben hat. Begeisterung erntete auch der singende ‘Rosenkavalier’ und Vizepräsident des ECV, Markus Molitor, der seine Gedanken zum Stadtgeschehen in acht Strophen zur Melodie ‘Mariechen saß weinend im Garten’ vortrug. Eine Strophe hat er dem neuen Einkaufscenter auf dem Alten Sportplatz gewidmet: ‘Der Augustin Kilian war einstmals ein ganz großer Sohn unserer Stadt. Als Bischof von Limburg man damals zum Ehr’nbürger ihn hat gemacht. Der Kiliansring trägt seinen Name, ein Center tut hier jetzt entsteh. Könnt er dieses Bauwerk betrachte, tat er sich im Grab erum dreh.’ Auch Molitor schielte auf den ‘Bojemoster’ im ‘Nachbarort hier in der Nähe’, und würde den ‘Wibbes’ gern für Eltville ausleihen. Einem Ellfelder Kandidaten riet er hingegen: ‘… Schuster bleib bei deine Leiste un Konditor bleib bei de Tort!’
Als leidgeplagter Bauherr kam Michael Reuter in der Bütt zu dem Schluß: ‘En Narr is, wer sich wirklich traut, und sich en eignes Häusje baut.’ Als Büttenredner war Siegfried Schön wieder der große Hit, der zur vorgerückter Stunde zu Lachtränen rührte. Glücklicherweise hat er seinen angekündigten Abschied von der Bütt nicht wahr gemacht. Die Flasche Sekt, die er letztes Jahr zum Abschied bekam, holte er aus der Einkaufstüte und gab sie dem Elferrat zurück. ‘… sonst heißt es nachher, der macht immer Schluß, nimmt de Sekt und kommt dann widder.’ Seine Erfahrungen mit dem ‘digitalen Zeitalter’ schilderte er in so unbeschreiblicher Weise, daß die Anwesenden bestens nachfühlen konnten, warum der nervige Wecker mit Digitalanzeige auf der Veranda und der Navigator mit der penetranten Frauenstimme im Chausseegraben landete. Den selbstprogrammierbaren DVD-Rekorder hat er abgestellt, und nur die Digitalkamera ist noch in Betrieb, Da wird ‘alles geknipst, was sich nit wehrt.’ Schöns Ankündigung, als Büttenredner nun endgültig Schluß zu machen, nahm Vizepräsident Markus Molitor nicht an. Siegfried Schön muß auch im nächsten Jahr wieder antreten.
Tanz, Musik und Show
Die musikalische Begleitung des Abends übernahm wieder die Hauskapelle ‘Duo Royal’, die auch das Publikum zum Mitsingen der ECV-Lieder einlud.
Seit 33 Jahren ist der Auftritt der Kellergeister fester Bestandteil der ECV-Sitzungen, und in diesem Jahr soll es das letzte Mal sein, gaben sie bekannt. Sie verzichteten auf die in den Vorjahren übliche, amüsante Betrachtung des aktuellen Geschehens. Stattdessen trugen sie unter der Leitung von Bernd Hans Gietz einen Querschnitt ihrer Lieder der letzten Jahre vor, und erhielten dafür einen so tosenden Applaus, daß ihnen der Abschied schwer fallen müßte. Im Wechsel mit den Redebeiträgen erlebten die Zuschauer viele Tanzdarbietungen und Shows. Die rot-weiß gekleidete ECV-Garde zeigte zu ‘Drei weiße Birken’ einen flotten Gardetanz, einstudiert von Bettina Post. Die selben Tänzerinnen präsentierten als ECV-Ballett eine spritzige Nummer zu „World of Conga’, in der außerdem auch Kathrin Wojtek mittanzte, die die Nummer mit dem Ensemble einstudiert hat. Die Nachwuchstänzerinnen und -tänzer beeindruckten als ECV-Kids mit ihrer Tanz-Show ‘Chorus-Line’. Damit die Zuschauer, die sich von den Tanzgruppen begeistert zeigten, auch selbst ins Schwitzen kommen, hatte Horst Haas mit seiner Animationsgruppe einen ‘Lassotanz’ für alle vorbereitet. Der ganze Saal machte es den Cowboys und Indianerinnen auf der Bühne nach, schwang die Hüften, streckte die Arme, und konnte gar nicht genug kriegen. Den Kult-Schlager ‘Im Wagen vor mir fährt ein blondes Mädchen …’, setzten Roman Meth und Matthias Bleul – mit blonden Zöpfen und Minirock – in einer spaßigen Show mit Bobby Cars um. Die ECV-Mädels Pia Richter, Ute Maurer, Belinda Höber, Birgit Meth und und Petra Kirn, zusammen mit Kurt Michael Schardt, hatten sich in diesem Jahr etwas Besonderes ausgedacht. Ohne zu sprechen inszenierten sie einen Bühnenkrimi, der mit Knall-Effekt endete. Im zweiten Akt mußte die Bühne mit einer Folie abgedeckt werden, der Elferrat spannte die Regenschirme auf, und an die Zuschauer in der ersten Reihe wurden Plastikhauben verteilt. Die Akteure wuschen sich auf der Bühne die Haare und schüttelten kräftig ihre Häupter, so daß alle etwas abbekamen. Die Zuschauer zeigten sich begeistert von dieser Ulk-Nummer, die gut in die Stimmung des vorgerückten Abends paßte. Und ganz zum Schluß kam dann noch das Thema Fußball in Form von Riesen-Fußbällen auf die Bühne. Als die Hüllen fielen, zeigten sich darunter die grazilen Tänzer des Männerballetts – mit blauen Perücken und Stars-and-Stripes-Kostümchen. Unter der Leitung von Bettina Post legten sie einen aufwendigen Cheer-Leader-Tanz aufs Parkett, der vom Publikum bejubelt wurde. ‘Fußball Helau!’ hieß es, und dann war das Finale angesagt. Nach einem Abend mit vielen Glanzpunkten, Applaus, Raketen und dreifach donnernden ‘Eltville Helau’ versammelten sich alle Akteure auf der Bühne. ‘Ich bedanke mich hier rundherum – ihr wart ein Super-Publikum’, versicherte Matthias Bleul.
Quelle: Rheingau Echo