Eltviller Carneval Verein feierte prunkvoll ‘fünfmal elf Jahre’ mit vielen Glanz- und Höhepunkten
Eltville. (chk) – Ein närrisches Jubiläum begeht der Eltviller Carneval Verein (ECV) in diesem Jahr: ‘fünfmal elf’ Jahre wurden in der Prunksitzung ausgiebig gefeiert und gewürdigt. Sechs Stunden lang sorgten die Akteure in der Rheingauhalle für ausgelassene Heiterkeit. Kenner der Eltviller Szene bemerkten, daß noch selten eine solche ‘Bombenstimmung’ bei der ersten Prunksitzung zu verspüren war wie in diesem Jahr. Die nächste Sitzung findet am kommenden Samstag statt.
Einen Eindruck vom Feiertagsstreß gaben die acht Akteure der ECV-Kindergruppe unter der Leitung von Stefanie Liebherr. Die Kinder waren angetreten mit Silvesterrakete, Sternsinger-Bemalung, Osterhasen-Dekoration, Valentins-Blumenstrauß, als Fassenachts-Prinz, in Halloween-Verkleidung und als Nikolaus. In originellen Sprechbeiträgen schilderten sie, wie sie ein Fest nach dem anderen bewältigen müssen. Und da sei ja auch noch das Sektfest, die Kappeskerb und schon wieder Weihnachten, berichteten die ‘gehetzten’ Kinder. Die Texte hatte Leo Gros verfaßt, die Musik stammte von Markus Gros.
Als Harlekin rechnete Heinz-Günther Haas mit der Politik ab – insbesondere mit der Bundesregierung. Wenn die SPD so weitermache, werde sie das ‘Projekt 18’ schneller erreichen als die FDP, sah er voraus. Anna Maria Mucke war als Fußballfan in die Bütt gegangen, sie konnte nicht fassen, daß 22 Männer sich um einen Ball streiten: ‘So was von Geiz is’ ungeheuer, die Bäll, die sin’ doch nit so teuer!’
Horst Haas, Andreas Michel und Alfred Giehl trafen sich als ‘Rheinadel’ auf der Parkbank, um ihre Erlebnisse auszutauschen. Einer von ihnen freute sich auf den Urlaub in Italien; mit der Rikscha wolle er dorthin, erzählte er. ‘Na, da freut sich deine Frau bestimmt schon’, sagte der Kollege. ‘Ich weiß nicht’, zweifelte der zukünftige Italien-Urlauber, ‘über die Alpen wird sie schon ganz schön strampeln müssen.’
‘Rheingauer trifft Rheinländer’ nannte sich ein Schlagabtausch zwischen Markus Molitor und Raimund Thelen. Der gebildete Rheinländer war entsetzt, daß der Rheingauer nichts von Schiller und seinen berühmten Stücken wie ‘Die Jungfrau von Orleans’ wußte. Der Rheingauer verstand nicht, woher dieser Schiller wissen könne, daß das ‘Gewidderoos’ eine Jungfrau sei, wenn er sie gar nicht selbst gekannt hatte. Zum Schluß glaubte der Rheingauer, vielleicht doch etwas von Schiller zu kennen: ‘Den Götz von Berchtesgaden …’
Tanz, Musik und Show
Zwischen den Redebeiträgen präsentierten sich Tanz- und Musikgruppen auf der Bühne. Das ECV-Ballett unter der Leitung von Daniela Choquet von der Tanzschule Haas zeigte einen flotten Gardetanz. In einem späteren Auftritt stürmten die Tänzerinnen als ‘Wild Animals’ auf die Bühne und zeigten als Zebras, Leoparden oder mit einer Schlange um den Hals einen temperamentvollen Tanz.
Die ‘Sex-Frauen’ tanzten putzig und anmutig als ‘Schneewittchen und die sieben Zwerge’ über die Bühne, den Tanz hatten sie unter der Leitung von Michael und Matthias Bleul einstudiert. In der ‘Animation’ von Horst Haas und zehn Frauen und Kindern auf der Bühne wurden die Zuschauer – wie beim Mallorca-Urlaub – angeleitet zum Mitmachen. Zu flotter Musik beugten die Zuschauer die Knie, schwangen die Hüften, streckten die Arme und hatten ganz offensichtlich Spaß an der Übung.
Mit Akkordeon, Baß, Gitarre und Gesang brachten Heinz-Günther Haas, Horst Haas und Markus Bleul als ‘Dalwe-Trio’ dem ECV ein Ständchen zum 55jährigen Jubiläum. Das Lied wurde thematisch ausgeweitet und erstreckte sich dann über ganz Deutschland. Einer der Höhepunkte des Abends, der mit tosendem Applaus aufgenommen wurde, war der Auftritt der Kellergeister unter der Leitung von Bernd Hans Gietz. Die Kellergeister gratulierten ebenfalls dem ECV zum Jubiläum und streiften dann die Politik. Zu bekannten Melodien sangen sie originelle Texte, die Helga Simon geschrieben hatte. Von einem Ständchen für Eichel ‘Das bißchen Haushalt ist doch kein Problem, lieber Hans’, oder ‘Der Clement wird’s schon richten’ bis zu einem Lied für Möllemann ‘Du flogst so hoch, mein guter Freund’ war eine weite Themenpalette vertreten.
Begleitet von der Hauskapelle, dem Duo Royal, das die Sitzung musikalisch umrahmte, sang das Publikum zur ‘Schneewalzer’-Melodie ‘Jedes Jahr zur Fastnachtszeit …’
Glanz- und Höhepunkte
Zu den weiteren Glanzpunkten des Abends zählte ‘Sprachwissenschaftlerin’ Steffi Post, die von der Bütt aus mehrsprachigen Unterricht erteilte; dazu gehörte auch das Übersetzen Rheingauer Ausdrücke und Redewendungen ins Englische und umgekehrt. ‘A sensitive person’ sei eine ‘beleidigte Leberwurst’ erklärte Post; für ‘don’t worry, be happy’ sage man: ‘Es Lewe geht weiter, was denn sunst?’ Ein ‘Kaff’ sei ‘Kidderisch’, auf englisch ‘a small village’.
‘Sanitäter’ Professor Dr. Leo Gros, dessen Stimme einen Redebeitrag gerade zuließ, nahm auf seinem Handy der ‘Notrufzentrale Rheingau’ laufend Anrufe entgegen. Gleich im ersten Notruf wurde gemeldet, daß der deutsche Michel am Boden liege. Diese horizontale Lage war Dr. Gros wohl vertraut: ‘Die meisten Deutschen wissen nur noch, in welcher Lage sie sind, nicht, wozu sie imstande sind.’ Viele hingen am Tropf. Doch: ‘Wer am Tropf hängt, hat immer eine Flasche über sich.’
‘Letztes Jahr hatten wir einen Großeinsatz wegen des Pisa-Schocks’, berichtete Sanitäter Gros, ‘daß ausgerechnet wir deutschen Pizza-Fans bei der Pisa-Studie so schlecht abgeschnitten haben …’ Bei der Behandlung der diversen eingehenden Notrufe stellte Gros umfangreiche Überlegungen an, beispielsweise, wie sich eine eventuell zu bauende Rheinbrücke und die Eltviller Oberstufe zueinander verhalten.
Die ‘Tratschweiber’ Irmgard Schermer als Berta und Irmgard Bleul als Auguste kamen ganz sportlich daher. Sie trafen sich am Schwimmbad. Berta machte dort Aqua-Jogging, Auguste trainierte für den Gutenberg-Marathon. Berta, die gern Fahrrad fährt, wird den neuen Radweg nicht mehr benutzen, seit ihr dort ein Auto entgegenkam. Wer vom Rathaus komme und nach Erbach abbiegen wolle, müsse vorher sein Testament machen, bemerkte auch Auguste.
‘Wenn ich donnerstags ins Echo gucke, dann fehlt mir was’, verkündete Berta, ‘das Konterfei von unserem früheren Ersten Stadtrat Weber!’ Der neue Erste Stadtrat habe keine Zeit für solche ‘Ferz’, hatte Auguste gehört, der sei gar kein PR-Mensch. ‘Der hockt den ganzen Tag im Bauamt und schafft.’ Das gab den Anstoß, ‘die Bausünden von Ellfeld’ durchzuhecheln. Und die zehn leerstehenden Läden in der Altstadt! ‘Jemand könnte eine Ich-AG gründen und die leerstehenden Läden vermarkten’, stellte Auguste pragmatisch fest. Den amüsanten Text hatte Helga Simon geschrieben.
Thomas Flöck als Luigi aus Nizza brachte auf seinem Fahrrad die beste Pizza auf die Bühne. Gemeinsam mit Matthias Bleul bot er eine einfallsreiche Show. Er hatte eine Sammelbestellung auf sein Fahrrad gepackt: elfmal ‘Pizza Viagra’ für den Elferrat in ‘Kidderisch’.
Letzter Redner in der Bütt war ‘Rentner’ Siegfried Schön, der die Lachmuskeln der Zuschauer heftig strapazierte. ‘Wir Rentner dürfen bei Rot über die Ampel gehen, demnächst müssen wir das sogar. Wir werden das Rentenproblem schon lösen’, verkündete er zuversichtlich. In letzter Zeit lese er viele Gesundheitsbücher, aber da müsse man aufpassen, denn schon manch einer sei an einem Druckfehler gestorben, erklärte der ‘Rentner’. Kürzlich habe ihm sein Arzt Tropfen verschrieben, erzählte er weiter. Jetzt sitze er dauernd in der Badewanne, weil er mehrmals täglich acht Tropfen in warmem Wasser nehme solle.
Zum Abschluß begeisterte das Männerballett mit einem rasanten Tanz. Auf der abgedunkelten Bühne sorgten die Leuchtstreifen auf den schwarzen Overalls der Tänzer für besondere Effekte.
Alle, die an diesem Abend auf der Bühne gestanden hatten, konnten sich über den herzlichen Beifall und die beschwingte Stimmung des Publikums freuen. 130 Mitwirkende hatten den ECV-Jubiläumsorden entgegennehmen dürfen. Zum Finale kamen alle Mitwirkenden noch einmal zu einem stimmungsvollen Finale auf die Bühne. Der ECV-Vorsitzende Jochen Hulbert freute sich riesig, als ihm nach der ersten Prunksitzung gesagt wurde: ‘Das war großartig – ihr seid nicht mehr zu toppen.’
Quelle: Rheingau Echo